Verschwundenes Graz
Leopold Budes "Häuser-Aufnahmen" 1863-1912
Stadt ist Wandel. Niemals wurde dies so deutlich wie in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg, als in Graz die größte Veränderung des Stadtbilds vorgenommen wurde. Leopold Bude, der angesehenste Grazer Berufsfotograf jener Epoche, hat die zum Abriss bestimmten Gebäude fotografiert und damit einzigartige Dokumente über die alltägliche Anmutung von Graz vor der Gründerzeit geschaffen. Allein seine fotografische Dokumentation des alten Ursulinenklosters in der Sackstraße und der murseitigen Häuserzeile beim heutigen Franz-Joseph-Kai oder des großflächigen botanischen Joanneumsgartens beim Eisernen Tor belegen, wie tiefgreifend die damalige Stadterneuerung war.
Leopold Budes Fotografien stehen nicht in der Tradition der biedermeierlichen Stadtvedute, sind also nicht nur schöne „Stadtbilder“. Vielmehr können wir durch das für Wirklichkeit so durchlässige Medium Fotografie Bruchstücke einer verschwundenen Welt sehen. Diese fotografischen Bilder von Einzelgebäuden, Ensembles und Straßenzügen erhellen durch ihre unverstellten Blicke die stadträumlichen Details einer geschichtsschweren, sich aber rapide verändernden Stadt. „Verschwundenes Graz“ ist ein faszinierendes Angebot, in Leopold Budes Originalfotografien auch das kulturhistorisch wenig Bedeutsame wiederzuentdecken oder sich einfach als Flaneur*in in der Vorstadtmelancholie der Jahrhundertwende zu verlieren.
Kurator*innen: Otto Hochreiter, Franz Leitgeb, Katharina Mraček-Gabalier, Annette Rainer, Franziska Schurig, Gerhard Schwarz
Wissenschaftliche Mitarbeit: Peter Schintler
Gestaltung: look!design
Ausstellungsdauer: 10.03. – 28.08.2017
GrazMuseum | 2. Obergeschoss
Foto: Leopold Bude, ehem. Postgasse 9 und 11 in Richtung Schmiedgasse © Sammlung GrazMuseum